Die Linthkanalfahrt ist so etwas wie ein Schaltjahr, sie findet alle paar Jahr statt. Nur: beim Schaltjahr weiss man, dass es alle vier Jahre eines gibt.
Die Linthkanalfahrt dagegen findet eigentlich jedes Jahr statt. Oder eben nicht. Weil es vielleicht gerade zu wenig Wasser hat oder halt auch einmal zu viel. Oder weil es soeben ein Gewitter gegeben hat, welches zu viel Schwemmholz den Kanal hinuntertreiben lässt. Oder weil da zufällig ein Auto drin liegt, weil jemand es im Morgengrauen dort platziert hat. In welchem Promille-Zustand der Fahrer das geschafft hat, weiss man nicht. Spielt auch keine Rolle: Auto im Kanal ist Auto im Kanal und die Wasserschutzpolizei kennt da kein Pardon: Entweder Boote im Kanal oder Autos, beides geht nicht. Ähnliches gilt für die Organisatoren: Entweder Boote im Kanal oder Schwemmholz, beides geht nicht. Oder eben richtiger Wasserstand und Boote im Kanal oder falscher Wasserstand und keine Boote, basta.
Die Organisatoren vom Ruderclub Rapperswil-Jona sind dabei unschuldig. Sie tun ihr Bestes und wägen ab: Vergnügen gegen Sicherheit. Meistens gewinnt die Sicherheit, macht ja auch Sinn. Gepfuscht wird regelmässig vom Wetter, es macht Kapriolen wie eh und je und das führt dazu, dass Absagen zuweilen extrem kurzfristig eintreffen.
Des langen Schreibens kurzer Sinn: Die Linthkanalfahrt 2024 wurde am Vortag kurz vor 18 Uhr abgesagt und in eine Oberseerundfahrt umgewandelt. Kurze Hektik bei den Suborganisatoren, weil natürlich der Hintransport geändert werden muss, Zielort ist anders, Abfahrtszeit ebenfalls und Transportmittel auch. Und weil die Information noch gleichentags bei jedem Teilnehmer ankommen soll. Aber geschafft, dank moderner Kommunikationsmittel.
Also am Sonntag Start zur Oberseerundfahrt. Die Organisatoren vom RCRJ haben sich allerdings einen genialen Gag einfallen lassen: Nicht einfach auf dem See herumkurven, sondern: Ein Bild erstellen. Genauer gesagt: festlegen, was man zeichnen will und dann die Zeichnung grossräumig und virtuell auf dem See rudern (das Ruderboot ist quasi der Stift) und das Bild mittels GPS beweisbar nachvollziehen.
Nicht ganz einfach. Versuchen Sie mal, auf dem See ein Segelboot mit einer Rumpflänge von etwa einem Kilometer rudernd nachzuzeichnen und das mittels GPS zu belegen. Sie werden garantiert ins Schwitzen kommen - auch bei kühlem Wetter!
Gewonnen hat ein reichlich gut gezeichnetes Huhn mit sichtbarem Kamm. Das Team Thalwil-Wädenswil wollte einen Schifferknoten zeichnen. Na ja, mit viel Fantasie..... Vielleicht versucht jemand einmal, ihn nachzuknüpfen und auf Tauglichkeit zu prüfen?
Den Fischchnusperli war das alles reichlich egal, sie wurden so oder so gegessen. Und: Sie waren wie immer hervorragend und mussten sich keinesfalls hinter Kollegen verstecken, die in anderen Restaurants – auch berühmten auf Inseln – serviert werden.
Fazit: Trotz allem ein gelungener Ruderanlass. Und die Fahrt wird nächstes Jahr wieder stattfinden, ob auf dem Kanal oder dem Obersee. Es soll Leute geben, die x-mal versucht haben, an der Linthkanalfahrt teilzunehmen und immer wieder bei der Obersee-Rundfahrt gelandet sind. Vielleicht klappt’s nächstes Jahr. Nüd lugglaa gwünnt!
Luzius Steinegger