Portrait

Was steckt hinter einem Sportverein, der es fertig bringt, fast alljährlich mindestens einen Schweizermeistertitel zu erobern? Was braucht es für eine Infrastruktur, damit Spitzensport und Fitnessrudern mit Männern, Frauen und Teenies unter einen Hut gebracht werden können? Wie kann ein Sportclub einer typischen Randsportart überleben? Wer sind die Leute, die sich über Jahre unentgeltlich für den RCT einsetzen? Folgendes Portrait zeigt die Geschichte und die Erfolge des Club bis heute nach.

Weitere interessante Details zum Club findet sich in der Festschrift zum 75-jährigen bestehen des Ruderclub Thalwil.


Geschichte

Gründung

Am 6. Februar 1932 wurde im Hotel Katharinahof in Thalwil der Ruder Club Thalwil gegründet. Die ersten neun Clubmitglieder bildeten sodann auch gleich den gesamten Vorstand. Zu ihm gehörten Heinrich Peyer als Präsident und die Herren Hans Güttinger, Otto Meier, Willy Scheller, Jacques Benz, Albert Diem, Max Hürlimann, Werner Salzmann und Alfred Wetzel. Als Bootshaus diente das alte Lagerhaus der Firma Schwarzenbach. Der Club hatte vier Boote, zwei Yoles-de-mer namens Gei und Moor, einen uralten Zweier und einen Occasion-Achter. Da das "Bootshaus" zu kurz war oder der Achter zu lang, musste das Boot vor jeder Ausfahrt zuerst zusammengeschraubt werden. Der Ponton lag zwischen dem Hotel Krone und der Gerberei. Der Club ist rasch gewachsen und hat stets neue Mitglieder gefunden. Namen wie Schoch, Meier, Grossmann, Hunziker, Zürrer, Genner, Staub, Salzmann, Brupbacher, Brunner, Dürsteler, Bürki, usw. fanden Aufnahme in der Adresskartei. Viele dieser Namen bürgen noch heute für Tradition.

Ein richtiges Bootshaus

Der Gewichtsraum musste bald einer Werkstatt weichen und fand dort in der Scheune, wo die Geschichte des RCT begonnen hat, eine vorläufig glückliche Fortsetzung - einmal mehr dank der sportfreundlichen Firma Schwarzenbach. Auch die topmodernen Trockenrudergeräte, die Ergometer Concept II, fanden dort Unterschlupf. In der Bootshalle liegen gegen vierzig Boote vom Skiff bis zum Achter, vom ultraschnellen Rennboot bis zum strapazierfähigen Tourenschiff. Leider fanden nicht mehr alle Boote in der Bootshalle Platz, sodass teures Material draussen gelagert werden musste. Die Ruderclübler träumten davon, dass sie ihren Bootspark wieder unter Dach bringen, dass sie im Bootshaus Trockentraining betreiben, dass das Verladen der Ruderboote abseits der gefährlichen Seestrasse geschieht. Dieser Traum wurde anlässlich des Projekt 75 erfüllt. Der damalige Clubpräsident Bruno Rieser engagierte sich mit allen Kräften für den Bau eines neuen und vor allem grösseren Bootshauses, welches der Clubgrösse angemessen ist. Der Bau des aktuellen Bootshauses wurde im Jahr 2007/2008 dank grosszügiger Unterstützung durch Sponsoren und dem Einsatz von unermüdlichen Clubmitgliedern ermöglicht. Im Sommer 2008 wurde das neue Clubhaus fertiggestellt. Die neue Steganlage durften wir im Frühjahr 2009 in Betrieb nehmen.

Im heutigen Bootshaus, das in Schweizer Rudervereinen zu den modernsten seiner Art gehört, sind in der Bootshalle etwa sechzig Renn- und Tourenboote untergebracht. Im Parterre befindet sich auch eine grosszügige Werkstatt. Im oberen Stockwerk, dem warmen Bereich, befindet ein schöner Clubraum mit etwa fünfzig Sitzplätzen und einer effizienten Küche. Daneben liegen ein Trainingsraum mit etwa zwanzig modernen Ergometer Concept II, ein Raum für Gewichtstraining sowie das Büro des Cheftrainers. Separate Duschen und Garderoben für Männer und Frauen sowie eine Sauna befinden sich ebenfalls auf dieser Etage. Auf der Terrasse und auf dem Dach geniesst man eine traumhafte Aussicht über den Zürichsee.

Erfolge

Schweizer Meisterschaften

Anno 1948 war es endlich soweit - das erste Meisterfanion fand den Weg nach Thalwil. Die gesteuerte Yole-de-mer mit Rolf Bührer, Hans Hartmann, Pic Huber, Hans Toggweiler und Steuermann Walter Leiser vollbrachte das Kunststück, auf dem Rotsee zu siegen. Nur drei Jahre später begann für den RCT eine erwähnenswerte Erfolgswelle. Während acht Jahren stellten die Thalwiler ununterbrochen den Meister im Achter. Diese Phalanx wurde erst 1959 durch Luzerner Ruderer abgebrochen. Leute wie Emil Ess, Karl Weidmann, Rico Bianchi, Heini und Hansruedi Scheller, Charly Bliss und Walter Knabenhans, um nur einige zu nennen, schrieben Geschichte. Mit den Achterleuten wurden zudem zahlreiche Titel in den beiden Riemenvierern erbeutet. Nach einer eher mageren Zeit bezüglich Meisterschaften begann 1974 eine neue Ära mit Jörg Weitnauer und Bruno Saile an der Front. Sie waren echte Zugpferde im doppelten Sinn: kräftig und motivierend. In der Folge gelangen diesem Duo der Gewinn von gut zwei Dutzend Meistertiteln in sieben verschiedenen Bootsgattungen. Um diese beiden Hünen formierte sich in den Achtzigerjahren wieder eine starke Achter-Crew, deren Leistungen die glorreichen Fünfzigerjahre in Erinnerung rief. Ab 1985 bis 1997 gewann der RCT elfmal die Meisterschaft im Achter. Lediglich 1988, 1994 und 1998 standen Konkurrenzboote vor der Sonne. Erst 2019 gelang einem reinen Thalwiler Elite-Achter mit dem Gewinn der Bronzemedaille endlich wieder einmal der Sprung auf den Siegerponton.

Anfangs der Achtzigerjahre begann im RCT die Frauen-Power. Trudy Schneider (heute Trudy Christian) und Ursula Wehrli holten 1980 im Doppelzweier für Thalwil das erste Frauen-Fanion. Bis 2020 haben RCT-Frauen vierzehn SM-Titel gewonnen. Zuletzt waren es Ladina Meier, Cara Pakszies und Aline Schwyzer, die für den RCT Fanions gewannen.

Insgesamt gewann der RCT in seiner Clubgeschichte 88 Schweizermeistertitel durch 71 verschiedene Mitglieder, wovon 67 in reinen Clubmannschaften und 21 in Renngemeinschaften. Zwischen 1974 bis 2001 holte der RCT jedes Jahr mindestens einen Meistertitel. Einzige Ausnahme bildet das Jahr 1982: dafür wurden wir damals Weltmeister. An den inzwischen ad acta gelegten Interclub-Schweizermeisterschaften holte der RCT acht Titel bei insgesamt 13 Austragungen. Zu den erfolgreichsten Thalwilern, gemessen an SM-Titeln, gehören Jörg Weitnauer mit 25 Titeln, Bruno Saile und Günter Schneider (je 23), Michael Bänninger (16), Werner Fuchs (15) sowie Michael Erdlen und Karl Weidmann (je 14).

Olympische Spiele und Weltmeisterschaften

Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir immer wieder Ausnahmetalente in unseren Reihen hatten. Zu einem besonderen Highlight gehörte die Olympia-Silbermedaille von 1952 im Vierer-mit, errungen durch die Crew Bianchi, Weidmann, Ess, Scheller, Leiser (Stm.). Leider wurde ihnen ein Start 1956 in Melbourne im Vierer-ohne infolge eines Boykotts (Einmarsch der UDSSR in Ungarn) verwehrt. Vertreten war der RCT aber auch 1960 in Rom (Rico Bianchi und Walter Knabenhans) und 1968 in Mexico (Nicolas Gobet). 1976 gehörte Jörg Weitnauer erstmals zu einer Olympiamannschaft. Doch nicht nur in Montreal, sondern auch 1980 in Moskau, 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul war er mit von der Partie. Aber auch sein Partner Bruno Saile brachte es auf drei Teilnahmen. Olympisches Edelmetall wurde leider nie mehr gewonnen. Mit Michael Bänninger (11. im Skiff) und Michael Erdlen (5. im Doppelvierer) waren 1996 in Atlanta wieder zwei Thalwiler dabei. Michael Erdlen vervollständigt die Liste mit einem 5. Platz an den Spielen in Sydney.

Zu den grössten Erfolgen an Weltmeisterschaften gehört aus Thalwiler Sicht der Weltmeistertitel 1982 von Bruno Saile und Jörg Weitnauer auf dem Rotsee. Zusammen mit den Schaffhausern Stefan Netzle und Hans-Konrad Trümpler gewannen sie im Vierer-ohne Gold, nachdem sie ein Jahr zuvor in München noch Vizeweltmeister wurden. Doch auch die 1978 in Karapiro (Neuseeland) von Saile/Weitnauer gewonnene Bronzemedaille im Doppelzweier bereitete viel Freude und die vielen weiteren Spitzenresultate an Weltmeisterschaften. Ende des letzten Jahrhunderts waren es Michael Erdlen und Michael Bänninger, die Geschichte schrieben. Bänninger wurde 1997 in Aiguebelette (Frankreich) Vizeweltmeister im leichten Skiff und Erdlen wurde Fünfter im Doppelvierer. Erdlen war schliesslich noch in Köln (1998) und St. Catherines (1999) im Einsatz. Ariane Bänninger holt sich an den U23 Weltmeisterschaften in Kopenhagen den WM-Titel im leichten Doppelzweier. 2017 holte Pascal Ryser an den U23 Weltmeisterschaften in Plovdiv im leichten Doppelvierer den WM-Titel. An den Weltmeisterschaften in Sarasota wurde Ryser Sechster. Im selben Jahr holte Linus Copes in Trakai (Litauen) den Weltmeistertitel im Junioren-Doppelvierer und 2018 wurde Copes Sechster an den U23 WM in Poznan (Polen) im Doppelvierer. Schliesslich brillierte die Thalwilerin Ladina Meier 2018 an den Weltmeisterschaften in Plovdiv (Bulgarien) im deutschen leichten Doppelvierer mit der Bronzemedaille.

 

Heute

Jugendförderung

Dass nicht nur Spitzenruderer einen Club zum Laufen bringen, liegt auf der Hand. Bei den Junioren und Juniorinnen steckt die Zukunft und dazu braucht es ausgebildetes Personal. Die Betreuer besuchen Sportleiterkurse, opfern ihre kostbare Zeit und versuchen, die Jugendlichen zu motivieren. Erfreulicherweise kristallisieren sich immer wieder neue Talente heraus.

Fitnessrudern

Dieses Thema wird im RCT ebenfalls grossgeschrieben. Zum Angebot gehören wöchentliche Ausfahrten auf dem See, Vollmond-Ausfahrten, mindestens eine Flusswanderfahrt, gemütliche Hocks mit Gastwirtschaft, Winterturnen, Ergometer Training, usw.

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